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Die Chartsstürmer auf dem W:O:A.....STS confirmed
Da sind sie wieder. Die sieben Potsdamer. Das siebte Album. Man kennt sie bestens, doch bevor Vorurteile, Klischees und Meinungen sich wiederholen und Rock-Lexika für Infos abgeschrieben werden, haben SUBWAY TO SALLY eine mutige und selbstbewusste Vollbremsung gemacht, bei der einiges durch die Frontscheiben geschleudert wurde, was nicht sicher verstaut war.
Die Geschichte des neuen Albums fängt ungewöhnlich an. Denn eine erfolgreiche Band, auf dem bisherigen Höhepunkt ihres Schaffens, stellt sich selbst in Frage. Zufrieden mit dem, was man bislang erreicht hat, doch gleichzeitig unruhig, dass man sich mit bisher Erreichtem allzu zufrieden geben könnte. Erfolg verleitet, sich darauf auszuruhen, was einst als Innovation, künstlerischer Mut und Risikobereitschaft in der Öffentlichkeit für Furore sorgte. Anders bei SUBWAY TO SALLY die sich kritisch selber überprüfen und beobachten.
"Ob ihr uns mögt oder nicht, hört euch das Album an! Akzeptiert nicht, dass SUBWAY TO SALLY eine Band mit Dudelsäcken und Geigen ist, die über Hofnarren und Galgen singt! Hört euch das an!
Kämpferisch kündigt die Band das neue Album an, bietet trotzig die Stirn und fordert zum Zuhören auf. Und in der Tat muss man sich seine Meinung neu bilden, denn "Engelskrieger" zeigt SUBWAY TO SALLY von einer völlig neuen Seite. Was einst die Neugier auf sich, aber auch Nachahmer aufs musikalische Schlachtfeld zog, vermisst man auf dem neuen Album fast völlig. SUBWAY TO SALLY haben einen Einschnitt gemacht. Wer zu Beginn dachte, es sei ein Wagnis, Metal-Gitarren mit mittelalterlichen Instrumenten oder Rockmusik mit Minnegesang zu vermischen, für den wird es genauso tollkühn erscheinen, diese erfolgreiche Mixtur auf dem bisherigen Zenit der Karriere einfach einzustellen und neu zu überdenken.
DIE ARBEITSWEISE
Nach sieben Alben, stetig wachsendem Erfolg und Ansehen, wollte man nicht nur der Gefahr, sich selbst zu wiederholen, aus dem Weg gehen, mehr noch war ein unausgesprochenes Gefühl vorhanden, dass es Zeit war, etwas Neues zu schaffen, vor allem aber der Zeit und dem Zeitgeschehen Tribut zu zollen.
Erstmals begab man sich gemeinsam für einige Tage in Klausur, sprach miteinander und diskutierte wohin die Reise gehen könnte, analysierte und schmiedete Pläne. Das war vor über einem Jahr kurz nach den Ereignissen in New York, die nicht ausschlaggebend für eine Neuorientierung waren, aber vielleicht Kulmination dessen, was die Band in ihrem Umdenken bestätigte. So begannen die Arbeiten zu diesem Album eher theoretisch. Konzeptionell wurden sich Ziele gesetzt, Neuerungen eingeklagt und Selbstkritik geübt. Die Band war sich einig, dass nicht nur musikalische Änderungen an der Zeit waren, sondern auch die Position, die man als Band in der Öffentlichkeit besitzt, genutzt werden muss. Rockmusik muss kontrovers, provokativ und gefährlich sein, muss kommentieren, anklagen und mit dem Finger auf Missstände zeigen. Infolgedessen müssen auch Inhalt und Richtung des Albums stärker im Hier und Jetzt verankert sein.
Mit Computer und Gitarren beladen wurde in einen alten Gasthof in der Lüneburger Heide Einzug gehalten, um Songideen festzuhalten, neue Wege zu gehen und sich neu zu ordnen. Mit Ralf Quick, der u.a. die H-Blockx oder auch Die Happy produzierte, fand man einen Produzenten, der fern ab von dem bisherigen musikalischen Kosmos der Band agierte und mittelalterliches Inventar nur aus dem Museum kannte. Wer das Album heute hört, versteht die Wahl.In der Abgeschiedenheit Dänemarks wurde letztendlich über zwei Monate hinweg tagtäglich in zwei Studios parallel produziert. Mutig wurden Einwände der Folk-Traditionalisten überhört und Neues probiert. Reduktion auf das Nötigste, Inhalte transportieren, das Songwriting stärken, den Sound bearbeiten, keine Kompromisse dafür aber volles Risiko gehen. Es hat sich gelohnt. Ein in sich geschlossenes, hochmodernes Rock-Album liegt uns vor, das bisherige Qualitäts-Level der Band mühelos halten kann.
INHALTE
Ebenso auffällig wie der musikalische Einschnitt ist die textliche Neuorientierung. Es geht um das Heute, erzählt in der gewohnt poetisch-lyrischen Sprache. Der Federgriffel scheint endgültig dem Labtop gewichen. Inspiration für die Texte sind die täglichen, kaum noch wahrgenommen Nachrichten um uns herum. Die Meldungen im "Feuilleton³, schnell verdrängt und ignoriert, bekommen plötzlich eine ergreifende Tiefe und Bedrohlichkeit. Selbstmord, Kindesmisshandlung, Verzweiflungstaten, Mord, Krankheiten oder religiöser Wahnsinn - Einzelschicksale oder Massenunglück. Der Alltag wird auf erschreckende Art ins Gedächtnis gerufen.Doch nicht genug, die Texte stehen nicht für sich allein, sondern das gesamte Album ist eine Einheit, eine Geschichte und folgt einem komplexen Spannungsbogen. So steht auch der Album-Titel für diese Stimmung: "Engelskrieger³ ein Heer von Kriegern, die Beschützer der Engel im Kampf gegen das Böse und mit dem Mut, den Verzweifelten eine Stimme zu leihen. Und diese Stimme ergreifen SUBWAY TO SALLY und klagen an, provozieren, fordern heraus mit nichts anderem, als dem alltäglichen Wahnsinn.
DIE SONGS
"Der Geist des Kriegers"
ist nicht nur musikalisch ein feister Start, sondern gibt auch
inhaltlich die Richtung vor. Kräfte, positiv oder negativ, die unerkannt schlummerten und nicht geweckt wurden, doch nun scheinbar um uns herum aufbrechen. Es wird uns selbst der Spiegel vorgehalten und die bedrohliche Aufbruchsstimmung gezeigt, die in all diesen Handlungen hervorbricht.
"Narben" und "Knochenschiff"
Ein Brief einer Frau, die sich selbst verstümmelte, die bewusst sich Narben und Schmerzen zufügte als Grundlage für diesen Text. Diese gegen sich selbst gerichtete Gewalt und Lebensmüdigkeit scheint auf subtile Art um sich zu greifen und findet sich als Inspiration etwas allgemeiner auch in "Knochenschiff³ auf beklemmende Art und Wiese wieder.
"Unsterblich"
Das Motiv des Täters ist es, durch Weitergabe seiner Krankheit Unsterblichkeit zu erlangen. Durch den Werbespot einer Anti-Aidskampagne inspiriert, wird eine neue, ichbezogene Gewalt gegen andere angeklagt. Eine moderne, reale Art des Vampirismus.
"Abendlied" und "Kleine Schwester"
Auch hier lagen Briefe von Betroffenen als Denkanstoß zu Grunde. Gewalt gegen Kinder, die hier auf subversiv-bedrohliche Art musikalisch wie ein Kinderlied aus der Sicht des Opfers erzählt.
"2000 Meter unter dem Meer"
Geschrieben als fieberhafter Todeswunsch eines Kranken, der von Visionen geprägt, auf die Hilfe anderer angewiesen ist, um zu sterben, um den Meeresgrund und seinen Seelenfrieden zu erreichen.
Der Bezug zur Realität, zur Gegenwart ist in allen Texten offensichtlich. Die Themen früherer Alben, sind gewichen und alles erscheint direkter und realer. Fast wünscht man sich zurück in alte, historische SUBWAY TO SALLY Erzählungen über Pest und Henker, Scheiterhaufen, Galgen und Hexen.
"Engelskrieger"
ist trotz der zeitlosen Art mit Sprache umzugehen ein Album, das beängstigend die Gegenwart beschreibt und kommentiert. Das härter und direkter, vor allem aber zeitgemäßer ist als SUBWAY TO SALLY jemals waren. Es handelt von der Zerbrechlichkeit des Mensch-Sein, von den Verirrungen und Abgründen des Lebens und ist gleichzeitig Aufruf zur Wehr. Musik und die Texte haben sich zu einem Werk verdichtet, dass in seiner Konsequenz erstaunlich nah an das heranreicht, was die Band in ihrem ersten Treffen vor über einem Jahr sich zum Ziel gesetzt hatte.
MUSIK
Man wird Schwierigkeiten haben, das bisherige Bild der Band zu übernehmen. Musikalisch ist ein harter Schnitt erfolgt. SuBWAY TO SALLY sind brachialer, kompromissloser und trotz aller Planung klingen sie weniger durchdacht denn je. Die liebgewonnene Verbindung zu vorherigen Jahrhunderten wurde reduziert. Mittelalterliches Inventar und Streicher sind an den Rand gedrängt und somit ist der Sound metallischer geworden, dunkler und bedrohlicher. Auffällig ist auch die Intensität und Abwechslung in der Stimme von Eric Fish, der hier über sich hinaus gewachsen ist. "Engelskrieger³ ist ein Metal-Album voller Bombast und Gewalt, treibend, groovend, tanzbar. SUBWAY TO SALLY blieben unverkennbar sie selbst, doch haben sich gleichzeitig radikal neu erfunden, kämpferischer und moderner denn je.
Es scheint also, dass die Reise weitergeht. SUBWAY TO SALLY umgehen Stillstand und Klischees und haben sich auf neue musikalische Werte besinnt. Wer nach sieben Alben mit solch einem Werk aufwartet, zeigt Größe und Potential, das nur wenige besitzen. Bei der Intensität, die hier vermittelt wird, darf man vermuten, dass die Band noch einiges in
der Hinterhand hat und wir sind schon bei Erscheinen von "Engelskrieger" auf das nächste Album gespannt.
Line Up:
Eric Fish (Gesang, Dudelsack, Schalmei, Flöte)
Frau Schmitt (Geige)
Bodenski (Gesang, Akustikgitarre, Gitarre)
Simon (Gesang, Akustikgitarre)
Ingo Hampf (Gitarre)
Sugar Ray Runge (Bass)
David Pätsch (Schlagzeug)
Diskographie:
1994 (Costbar, 1994)
MCMXCV (Stars In The Dark, 1995)
Foppt den Dämon (Red Rooster, 1996)
Bannkreis (BMG, 1997)
Hochzeit (BMG, 1999)
Schrei! - Live (BMG, 2000)
Herzblut (IslandMercury, 2001)
Engelskrieger (Motor Music 2003)
Tour 2003
SUBWAY TO SALLY
20.03.03 - Leipzig - Werk 2
21.03.03 - Magdeburg - Factory
22.03.03 - Rostock - MAU
23.03.03 - Hamburg - Grosse Freiheit
25.03.03 - Herford - KICK
26.03.03 - Göttingen - Stadthalle
27.03.03 - Köln - Live Music Hall LMH
28.03.03 - Mannheim - Capitol
29.03.03 - Loosheim/Saar - Alte Eisenbahnhalle
30.03.03 - Stuttgart - LKA
01.04.03 - F - Stassburg La Laiterie
02.04.03 - München - Georg Elser Halle
03.04.03 - A - Wien - Planet Music
04.04.03 - Ulm - Roxy
05.04.03 - CH - Pratteln - Z7
06.04.03 - Mainz - Elzer Hof
08.04.03 - Dortmund - Soundgarden
09.04.03 - Hannover - Pavillon
10.04.03 - Bremen - Schlachthof
11.04.03 - Berlin - Columbiahalle
12.04.03 - Dresden - alter Schlachthof
26.04.03 - B - Antwerpen - EuroRock Festival
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